Hallo zusammen,
am Sonntag ist es endlich soweit. Unser Saisonhighlight steht an. Die Challenge Roth 2018… 10 lange Monate mit hartem Training werden jetzt hoffentlich belohnt. Wie der Weg vom Ironman in Maastricht im letzten Jahr hierhin für mich aussah, möchte ich gerne einmal kurz (versuche ich zumindest…) wiederzugeben.
Neuer Anlauf mit neuen Plänen
Nach dem enttäuschenden Abschneiden beim Ironman Maastricht und einem ingesamt sehr unbefriedigenden Sportjahr 2017 war im Spätsommer letzten Jahres relativ klar, dass ich für dieses Jahr einiges ändern würde. Nachdem die Entscheidung für die Challenge Roth und damit eins der weltweiten Langdistanz-Highlights gefallen war, machte ich mir einige Gedanken über neue Trainingsansätze.
Trainer, Triathlonverein, alternative Trainingspläne,…? Erst einmal habe ich alles in Betracht gezogen und schließlich ist dann relativ spontan die Entscheidung auf ein Gruppencoaching bei Jorge Sports gefallen…
Glücklicherweise war ich hier noch rechtzeitig um als Nachzügler in das “Langdistanz 2.0”-Projekt aufgenommen zu werden. Ein Glücksfall. Dazu aber gleich noch mehr. Auf das Projekt gestoßen bin ich über Jannis, der im vergangenen Jahr die Mitteldistanz Vorbereitung in einer der Trainingsgruppen gemacht hat…
Gruppencoaching? Was heißt das?
In diesem Fall bedeutet das etwa 15 Leute in einer Trainingsgruppe, die von den Coaches mit einem gemeinsamen Trainingsplan ausgestattet werden. Der Austausch findet über eine geschlossene Facebook-Gruppe statt. Alle 4 Wochen gibt es einen neuen 4-Wochenplan, über die Fortschritte und das Erfüllen des Plans wird am Ende der Woche in der Gruppe berichtet. Dazu gibt es dann Feedback und ansonsten stehen die Coaches für alle aufkommenden Fragen zur Verfügung… Auch sonst gibt es einiges an Austausch unter ähnlich Verrückten. 😉 In meinem Fall Triathleten die schon mindestens eine Langdistanz gefinisht haben…
Soviel zum Organisatorischen. Im Oktober ging es dann los. Der Einstieg fiel mir dann auch wirklich leicht nach der etwa 2 monatigen Plan-Pause (also trainieren nur nach Lust und Laune). Irgendwie vermisst man das geregelte Training dann doch immer wieder. Voll motiviert stürzte ich mich also in den neuen Plan…
Relativ schnell musste ich dann feststellen, dass nicht nur die Gruppe neu für mich ist, sondern dass auch der Trainingsplan genau in die Richtung zielte, die ich mir vorher in der Analyse meines Jahres 2017 ausgeguckt hatte. Erhöhte Intensitäten, raus aus der Komfortzone, neue Reize setzen. In regelmäßigen Abständen werden Leistungstests durchgeführt um die individuellen Belastungszonen festzulegen. Heißt: verschiebt sich die Leistungsfähigkeit nach oben, werden zum Beispiel Intervallzeiten schneller.
Zeigte sich bei einigen Trainingseinheiten dann zunächst noch eine gewisse Skepsis: “Wieso soll ich denn 16x100m Intervalle (in jeweils 17s, was für mich ein wirkliches Höllentempo zu der Zeit war) auf der Bahn laufen. Das brauche ich doch nie für eine Langdistanz…”; so verschwand diese spätestens dann als sich erste Erfolge einstellten. Lauftempo, Radleistung und vor allem auch Schwimmgeschwindigkeit gingen kontinuierlich in die Höhe… Motiviert durch diese kleinen Erfolge kam ich dann auch ganz gut durch den Winter.
Trainingslager
Im März stand dann das erste Highlight auf dem Plan. Trainingslager mit Jannis auf Mallorca bei unserem Coach Jorge. Eine Woche intensiv Schwimmen, Laufen, Krafttraining/Mobility, aber vor allem Radfahren in wunderbarer Umgebung. Nach den unzähligen und zähen Indoor-Rolleneinheiten konnte ich mich dort dann nicht nur über tolles Wetter und Freiluft-Sport erfreuen, sondern musste überrascht feststellen wie groß der Leistungszuwachs in den vergangenen Wochen wirklich war. Sowohl beim Laufen, Radfahren als auch beim Schwimmen war ich “plötzlich” in für mich unbekannten Bereichen unterwegs.
Einen wirkliche Knackpunkt für die weitere Vorbereitung gab es dann auch noch: Ich musste feststellen, dass meine groben Ziele für Roth (bisher eine Zeit unter 11h oder sowas) einzelnen Coaches zu defensiv erschienen. Um es kurz zu machen: Mehr an die eigene Leistungsfähigkeit glauben, Selbstvertrauen haben und Gas geben… Aufgabe hierzu: Nächster Lauf-10km-Test ohne Uhr und dann Vollgas und All-Out…
Insgesamt war es eine tolle Woche auf Mallorca, super organisiert, nette Trainingspartner, perfekte Bedingungen und ein Spitzen-Coachingteam. 🙂
Erste Erfolge und neue Ziele
Also zuhause angekommen erst einmal den nächsten 10km-Lauf in der Umgebung raus gesucht. An Ostern in Köln gab es dann also den geplanten Testlauf. Auch hier kurz: Ich hatte vorher die Hoffnung erstmalig die magische Schwelle von 40 Minuten unterbieten zu können, Bestzeit vorher etwa 42 Minuten, meine beiden “Fo(e)rderer” David und Jörg hingegen tippten auf Zeiten unter 39 Minuten. Und, was soll ich sagen? So kam es dann auch. Nach 38:57 war ich im Ziel.17.Platz.
Wow! Daran hätte ich vorher wirklich nie geglaubt, dass ich diese Zeit einmal während einer Langdistanz-Vorbereitung laufen könne… Persönliche Bestzeit um 3 Minuten unterboten. Plötzlich kam bei mir der Glaube, dass die im Trainingslager genannte Langdistanz Zielzeit von unter 10 Stunden wirklich möglich sein könnte…
Und jetzt? Projekt Sub10
Am Ende war es wohl dieser Wettkampf mit Aha-Effekt, der mich überzeugte in den kommenden Wochen noch einmal extra motiviert ins Training zu gehen und fortan das Ziel Sub10h-Finish anzugehen. Es entwickelte sich der Glaube, dass das wirklich klappen könnte. Anders als im vergangenen Jahr führte das konsequente Training dann auch in den folgenden Wochen zu einer weiteren Verbesserung in allen drei Disziplinen. Eine Verbesserung, die mich an manchen Tagen wirklich ungläubig staunen ließ. Fiel mir letztes Jahr alles schwer, ein ständiges Hadern mit Zeiten, ausbleibenden Erfolgen; so ging es dieses Mal wie von alleine. Unglaublich wie einen kleine, kontinuierliche Erfolge pushen und bei guter Laune halten können.
Als Testwettkampf um meine Strategie für Roth zu testen, suchte ich mir mit Jannis die Mitteldistanz beim Wasserstadttriathlon in Hannover raus. 4 Wochen vor Roth einmal das Langdistanztempo testen und schauen was so gehen könnte… Damit die 10h in Roth realistisch bleiben, strebte ich also eine Zielzeit unter 5h an. In Hannover angekommen dann der Schock: “Ich Depp habe meine Pedale (mit Wattmesser) vergessen!”. Also kein Rennen nach Wattzahl (was das bedeutet und wie das Wattbasierte Training aussieht). Schade.
Nach dem Kauf neuer Pedale ging es dann am Sonntag los. Schwimmen im Kanal mit fiesem Algenbewuchs, nach neuer Mitteldistanz-Bestzeit im Schwimmen (32:57) aufs Rad. Hier ruhig bleiben und im gewünschten Herzfrequenzbereich fahren und nicht überpacen. Auch hier lief es gut. Mit einem 34er-Schnitt kann ich sehr zufrieden sein. Dann auf die Laufstrecke. Kurzer Check auf der Uhr: Mit einem kontrollierten 5er-Schnitt würde ich die 5h Marke knacken. So kam es dann auch. Mit kontrolliertem Tempo und dem Gefühl, dass auch auf der doppelten Distanz ein ähnliches Tempo gehen müsste, kam ich nach 4:54h ins Ziel. Neue Bestzeit und das trotz sehr kontrolliertem Rennen. Test geglückt. Besonders schön auch dass Jannis ebenfalls zufrieden im Ziel ankam und motiviert, zuversichtlich in seine erste Langdistanz starten kann. Roth kann kommen. 🙂
So und jetzt sitze ich hier, auf gepackten Sachen und gleich geht es los nach Roth. Mein Ziel für Sonntag? Ja, unter 10h zu bleiben! Klingt immer noch verrückt irgendwie. Vor einem Jahr war das noch völlig undenkbar, heute denke ich dass das gehen kann. Und vor allem glaube ich daran. Ich bin topfit, fühle mich richtig gut und auch die letzten Einheiten zeigten nochmal dass die Form stimmt…
Damit die 10h-Marke wirklich fällt am Sonntag muss mit Sicherheit einiges richtig laufen. Ein guter Tag muss her, passendes Wetter, keine Magenproblem, Wehwehchen,… usw. Da auf einer Langdistanz aber eh nie alles so läuft wie man sich das vorher ausmalt, bleibt es hier extrem spannend. Auch wenn ich am Sonntag das 10h-Ziel verfehle, weiß ich dass das für mich ein großartiges Jahr war! Die Bestzeiten im Training purzelten nur so und auch die bisherigen Wettkämpfe waren herausragend für mich. Ich habe 10 Monate hart trainiert, auch gelitten, gezweifelt und gehadert. Aber hauptsächliche war ich glücklich und habe soviele großartige Momente erlebt wie noch nie. Ich habe den Triathlon in den letzten 10 Monaten genossen, geliebt und hatte das Gefühl genau das zu tun worauf ich Bock habe… <3
Das Gefühl am Sonntag am Start zu stehen mit dem ambitionierten aber realistischen Ziel 9:xx h, macht mich unfassbar stolz und glücklich. Dafür ein Riesendank an Jorge, Manuela, Patricia, David. Ihr habt mir geholfen an diesen Punkt zu kommen. Auch wenn das mit dem großen Ziel am Sonntag nichts wird, weiß ich realistisch einzuschätzen wieviel ich mich dieses Jahr verbessert habe. 🙂 Danke auch an Freunde, Familie für Verständnis, Zeit, Unterstützung. Danke! Danke auch an alle Trainingspartner, meine Trainingsgruppe und vor allem an Jannis. :-*
Unseren weiteren Weg bis Sonntag könnt ihr auf Instagram, Facebook mitverfolgen. Nächste Woche gibt es dann hier den Bericht zur Challenge Roth.
Drückt mir die Daumen. Ich gebe alles!
Jannis, gib alles! Das wird ein großartiges Erlebnis. Genieß es. Du schaffst das! <3
Liebe Grüße
Flo
P.S.: Beim nochmaligen Lesen kam mir das Gefühl als wirke das hier ein wenig wie Werbung für Jorge-Sports. 😀 Um das klarzustellen: Nein, ich werde nicht dafür bezahlt oder dazu gezwungen. Ich habe auch sonst keine Vorteile dadurch… 😉 Ich habe wirklich ehrlich versucht mein letztes Jahr zu beschreiben… Vielleicht wären ähnliche Entwicklungen auch bei anderen Trainern, Trainingsplänen möglich gewesen, aber bei mir war es eben genau das hier…
Toller Bericht an dessen Ende sich die Frage stellt: Hat es mit Sub10 geklappt?
Faende ich sehr spannend. Vor allem da ich ebenfalls bei Jorge das Gruppencoaching mache und in aehnlichen Leistungsregionen bin wie du. Heisst: aehnliche 10km Zeit, Schwimmen schneller und Radfahren (basierend auf MD Split) wohl aehnlich.
Hi Sebastian,
nein, hat es leider nicht. Ich habe leider den Artikel dazu nie veröffentlicht. Müsste ich mal machen. Die kurze Version: Musste nach 25km Laufen auf Gehen umsteigen, weil mein Knie komplett dicht gemacht hat. Irgendeine Überbelastung vom Radfahren. Hätte die 10h wahrscheinlich nicht geknackt, dafür war die Tagesform einfach nicht gut genug. Aber sub-10:30 hätte ich versucht noch zu schaffen. So wurde es dann mit 17km Wandern eine 12:xx. Habe dann 8 Wochen später noch eine Langdistanz in Almere gemacht und da dann “zumindest” eine 10:55 geholt. Dieses Jahr wird wieder angegriffen! Morgen gehts ins Trainingslager zu Jorge.
Grüße,
Flo
Hi Flo,
danke für die Antwort. Hoffe das Trainingslager hat Spaß gemacht. Waren ja glaube ich auch einige meiner Mitstreiter aus dem Gruppencoaching dabei 🙂
Schade, dass es mit der Sub10 nicht geklappt hat. aber Sub11 ist ja auch ein super Zeit und mein Ziel für die erste Langdistanz.
Lg und viel Erfolg beim Angreifen dieses Jahr!
Sebastian